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Die wundersame Verwandlung

Ein Geburtstagsgeschenk
für Omama

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Eine Geschichte mit Freddy Fit von Larissa Herzl.

Geburtstagsgeschenk für Omama

„Alles Liebe zum Geburtstag, Omama!“ Freddy Fit läuft mit einem breiten Grinsen im Gesicht und einem farbenfrohen Wiesenblumenstrauß in der Hand durch die Tür. Mit ausgebreiteten Armen rennt er auf die Omama zu, die gar keine Chance hat, etwas zu sagen, bevor Freddy Fit sie mit einer stürmischen Umarmung überrumpelt. „Die sind für dich, handgepflückt von deinem Lieblingsenkel!“, erklärt Freddy stolz, als er ihr die Blumen vor die Nase hält. Allerdings scheint die Nase von der Omama davon genauso überrascht zu sein wie die Omama selbst, denn da muss sie plötzlich laut niesen. „Ha-ha-haaatschi!“, tönt es durch das ganze Haus, bevor das Gesicht der Omama wieder langsam hinter dem Blumenstrauß zum Vorschein kommt. Mit leicht geröteten Augen und juckender Nase sagt sie: „Vielen Dank Freddy, das ist wirklich … Hatschi! … wirklich liebenswert von dir, die stellen wir am besten gleich auf den Tisch im Garten.“ Sie spitzt die Lippen und drückt Freddy einen dicken Schmatzer auf die Wange, bevor sie eine Vase aus dem Schrank holt und den Strauß mit einem weiteren unüberhörbaren „Hatschi!“ durch die Terrassentür nach draußen bringt.

Wenig später sitzen alle Geburtstagsgäste um den alten Holztisch im Garten, der mit Omamas bestem Geschirr gedeckt und mit Freddys Blumenstrauß geschmückt ist. In der Mitte steht Tante Mandarinas berühmte Sachertorte, und Clementinchen überreicht der Omama stolz eine pinke Fahrradklingel. „Damit du dich nicht mehr aufregen musst, wenn die Radfahrer vor dir wie Schlafmützen dahinkriechen!“, erklärt sie kichernd. „Na das passt ja perfekt auf dein pinkes Fahrrad, Omama. Und für die anderen ist das auch gleich ein Geschenk, wenn du klingelst und sie dafür nicht mehr als Schnarchnasen betitelst“, lacht Onkel Birnstingl. Die Omama wirft Onkel Birnstingl empörte Blicke zu. „Solche Wörter würde ich doch niemals in den Mund nehmen“, behauptet sie mehr oder weniger glaubhaft, „aber jetzt lasst uns mal ein Stück von der köstlichen Torte probieren!“


Clementinchen stößt einen spitzen Schrei aus. „Hiiiilfe, ein Igelwurm!“, kreischt sie und springt abrupt auf. „Ein Igelwurm?“, wiederholt Onkel Birnstingl. „D-D-D-Da, auf dem Bl-Bl-Blumenstrauß!“, Clementinchen zeigt mit zittrigem Finger auf den Bewohner ein kleines Brennnesselblattes, das sich in den Strauß verirrt hat. Tante Mandarina kommt näher und lüftet das Geheimnis. „Aber meine Süße, das ist nur eine kleine, harmlose Raupe. Aus ihr wird einmal ein wunderschöner Schmetterling!“ Die kleine schwarze Raupe mit weißen Punkten und Stacheln am ganzen Körper, sitzt seelenruhig am Brennnesselblatt und knabbert genüsslich daran. Freddy Fit sieht ihr dabei zu und macht ein nachdenkliches Gesicht: „Wie gerne würde ich der kleinen Raupe bei ihrer Verwandlung zusehen!“ meint er.  Clementinchen scheint ihre anfängliche Skepsis schon wieder vergessen zu haben, denn sie findet die Idee toll. „Au ja, ich möchte auch dabei sein!“ Onkel Birnstingl steht auf und geht Richtung Haus. „Das haben wir gleich, kommt mal mit!“

Clementinchen klebt mit der Nase ganz dicht an dem großen Glas, in dem die kleine Raupe ein neues Zuhause gefunden hat. Gemeinsam mit Onkel Birnstingl wurde Erde aus dem Garten geholt und
in das Glas gegeben und darin etliche Brennnesselpflanzen und ein paar kleine Zweige platziert, um es schließlich mit einem feinmaschigen Netz zu bedecken. Clementinchen lässt die Raupe nicht aus den Augen, bis Tante Mandarina zum Aufbruch drängt. „Aber ich muss doch bei Raupi bleiben!“ meint sie traurig. Freddy Fit schafft es, die Erwachsenen zu überzeugen, da er Clementinchens Unterstützung gut brauchen könnte. Außerdem wäre es doch gut, wenn das Gästezimmer wieder einmal genutzt wird.

Zusammen mit dem Onkel und der Omama richten die beiden eifrig einen Tisch im Wohnzimmer her, der am Ende einer wissenschaftlichen Station gleicht. Neben dem großen Glas liegen Bücher, Zeitschriften sowie eine Kamera, ein Notizblock und ein Bleistift, damit jeder Entwicklungsschritt der Raupe festgehalten werden kann. Freddy und Clementinchen malen eifrig Schmetterlinge in den verschiedensten Farben und bringen die Zeichnungen mit Klebestreifen an der Tischkante an. Beide haben sich aus den selbstgemalten Bildern einen Favoriten herausgesucht und einen Tipp abgegeben, wie der Schmetterling aussehen könnte.

Die Tage vergehen und wenn man Clementinchen kennt, weiß man, dass Geduld nicht gerade eine Stärke von ihr ist. Inzwischen verbringt sie viel Zeit mit Freundinnen aus der Nachbarschaft und hat schon beinahe auf die Raupe vergessen. Erst als sie von Freddy erfährt, dass Tante Mandarina ihren nächsten Besuch ankündigt, wird sie wieder auf die Raupe aufmerksam. Sie weiß nicht, dass sich die Raupe inzwischen verpuppt hat und seit einiger Zeit kopfüber starr auf einem der Äste im Glas hängt. Freddy Fit hat jeden Schritt genau dokumentiert und Onkel Birnstingl hat bereits vorsorglich das Netz entfernt.

Nun möchte Clementinchen die Zeit noch nutzen und mit Raupi allein sein. Obwohl sie mittlerweile an der Geschichte mit dem Schmetterling so ihre Zweifel hat, hofft sie doch noch auf ein Wunder.  Unbemerkt tippelt sie ins Wohnzimmer, nimmt das Glas vorsichtig mit beiden Händen und verschwindet damit auf Zehenspitzen in das Gästezimmer. Dort stellt sie das Glas behutsam auf dem Nachtkästchen ab und sucht mit ihren Augen die Brennnesselblätter ab. Sie zieht die Augenbrauen zusammen, hebt das Glas auf, um einen anderen Blickwinkel zu bekommen, dreht es in ihren Händen, doch von der Raupe fehlt jede Spur. Ihr entfährt ein erschrockenes Geräusch, als ihr Blick auf das fehlende Netz am Glas fällt. „Raupi ist entwischt …“, stottert sie. Besorgt sieht sich Clementinchen im Raum um. Sie sucht den Boden des Zimmers ab, doch die kleine Raupe bleibt verschwunden. „Oh nein“, murmelt sie, während sie nun immer hektischer wird und den Weg zurückläuft, den sie mit dem Glas gegangen ist. Nachdem auch diese Suche erfolglos verläuft, setzt sie sich verzweifelt auf ihr Bett im Gästezimmer und überlegt den nächsten Schritt.

Der Radweg wird immer enger und führt durch ein Waldstück. Links und rechts von Freddy ragen hohe Bäume in die Luft. „Die Straße ist ab hier nicht mehr so glatt, passt also auf!“, ruft Onkel Birnstingl nach hinten. Die drei fahren den kurvigen Weg entlang und Freddy Fit merkt nach einer Weile, wie seine Beine immer müder werden. Der Omama scheint es ähnlich zu gehen. „Eine Steigung! Auch das noch!“, keucht sie. Vor ihnen führt der Weg ein Stück nach oben, wo der Wald lichter zu werden scheint. Freddy Fit wagt einen kurzen Blick nach hinten, wo er sieht, dass die Omama schon sehr mit ihren Pedalen zu kämpfen hat. Sie atmet laut ein und aus und ihre Gesichtsfarbe sieht der Farbe ihres Ponchos gefährlich ähnlich. Da ruft der Onkel: „Kommt, nur noch ein paar Meter, dann wird es leichter! Da vorne steht eine alte Holzhütte, dort ruhen wir uns aus!“

Müde und außer Atem lässt sich die Omama auf die überdachte Bank vor der kleinen Hütte plumpsen, dicht gefolgt von Freddy Fit. Nachdem Onkel Birnstingl die Fahrräder an die Wand gelehnt hat, setzt auch er sich an den Tisch und kramt einige Brotdosen und drei Wasserflaschen aus seinem Rucksack. Er reicht den beiden erschöpften Radlern je eine Flasche Wasser und ein Käsebrot, das sie dankend annehmen. Der Regen ist mittlerweile fast abgeklungen und es kämpfen sich wärmende Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke. Seufzend nimmt die Omama noch einen Bissen von ihrem Brot: „Ich merke schon, wie meine Kräfte zurückkommen, aber ich glaube nicht, dass ich es heute noch zum Wasserfall schaffen werde. Ich weiß ja gar nicht, wo er genau ist und wir haben ja den Rückweg auch noch vor uns. Da habe ich mir wohl ein bisschen zu viel vorgenommen.“ Traurig blickt sie zu Boden. Freddy Fit, dessen Puls sich auch wieder etwas beruhigt hat, legt ihr tröstend eine Hand auf die Schulter. Da hält er inne. „Hört ihr das?“, fragt er und lehnt sich mit konzentriertem Blick zur Seite. Der Onkel und die Omama spitzen die Ohren und kurz darauf ziehen beide hörbar die Luft ein: „Der Wasserfall!“

Erschrocken fährt sie hoch, als die Türklingel ertönt und kurz darauf eine vertraute, fröhliche Stimme zu hören ist. „Kuckuuuck, hallöchen, eure Lieblingstante ist wieder da!“ Kommt zu mir, es gibt Geschenke!“ Tante Mandarina bewegt sich mit schwenkenden Taschen in ihren Armen Richtung Küche, wo sie von Freddy Fit, Onkel Birnstingl und Omama überschwänglich begrüßt wird. Noch bevor sie die Taschen abstellen kann, stürmt ihr Clementinchen entgegen, die sich sofort im Kleid ihrer Mutter vergräbt, um ihre Tränen zu verbergen.  Verzweifelt schildert sie ihre Geschichte mit der verloren geglaubten Raupe und entschuldigt sich bei Freddy Fit. Er versucht Clementinchen zu trösten und möchte ihr erklären, was mit der Raupe passiert ist. Allerdings kommt er kaum zu Wort und Clementinchen beteuert weiterhin aufgeregt, dass die Raupe nicht mehr da ist. Sie schnappt Freddy an der Hand und zerrt ihn mit ins Gästezimmer, wo sie schwungvoll die Tür öffnet. Freddy Fit und Clementinchen bleiben wie versteinert stehen. „Raupi?“, fragt Clementinchen fassungslos mit leiser Stimme. Vor den beiden schwebt ein wunderschöner Schmetterling durchs Zimmer, der genauso aussieht wie der auf Freddys Zeichnung. „Ist der schön!“, staunt Freddy Fit. Nun erfährt Clementinchen von Freddy, was sie in den letzten Tagen alles versäumt hat.

Hinter ihnen kommen nun auch die restlichen Familienmitglieder, die mit offenem Mund beobachten, wie das zarte Wesen durch die Luft schwebt. Onkel Birnstingl erkennt sofort, dass es sich um ein Tagpfauenauge handelt und eilt zurück ins Wohnzimmer, um die Kamera zu holen. Er knipst genau im richtigen Moment, als sich der Schmetterling auf Clementinchens Schulter setzt. „Kinderchen, so schön Raupi auch als Schmetterling aussieht, ich fürchte, ihr müsst euch jetzt von eurem kleinen Freund verabschieden“, meint die Omama nach einiger Zeit und wirft Freddy und Clementinchen einen aufmunternden Blick zu. Die beiden sehen sich an, lächeln, nicken, und schon öffnet Freddy Fit behutsam das Fenster. „Na komm, Raupi, Zeit für dich, die Sonnenstrahlen und den Blumennektar zu genießen,“ meint er. „Vielleicht sehen wir uns ja irgendwann mal wieder, schick uns deine Blumenwiesen-Adresse!“, flüstert Clementinchen und winkt dem Schmetterling zu. Der Falter flattert gemächlich durch den Raum und scheint für die Familie noch einmal einen extra kunstvollen Tanz hinzulegen, bevor er durch das Fenster in die Freiheit verschwindet.

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Fotocredits: (c)unsplash, pixabay, pexels.com

Freddy Fit hat all seine Freunde zu Hilfe gerufen. Und auf Zenzi Zwetschke, Ronni Rhabarber und Mara Marille ist immer Verlass. Als Freddy vor der Tür von den Zwillingen Klara und Kiara Kirsche gestanden ist, um ihnen ihre Mützen zu übergeben, haben sich die beiden nur einen kurzen Blick zugeworfen, genickt, sich die Hauben aufgesetzt und sich dem Weihnachtstrupp angeschlossen. Eddi Erdbeer ist ebenfalls dazugestoßen. Zusammen und doch jeder auf seinem eigenen Weg, sind die Freunde jetzt unterwegs und tauschen Geschenke was das Zeug hält. Sie packen und verteilen, schneller als jedes Rentier das geschafft hätte.

Als auch das letzte Paket in die richtigen Hände gekommen ist, ist es schon ziemlich spät in der Nacht. Erschöpft lassen sich die Freunde auf Freddys großes Sofa in seinem Wohnzimmer fallen, während Onkel Birnstingl heißen Kakao und Decken verteilt. Da läutet das Telefon. „Ich denke, das ist für dich, Freddy“, schmunzelt der Onkel und reicht Freddy Fit den Hörer weiter. Rudolfs Stimme erklingt lautstark, sodass Freddy das Telefon in einem sicheren Abstand zu seinem Ohr halten muss: „Applaus für den einzig wahren Weihnachtsapfel! Freddy Fit, ohne dich hätte Weihnachten in diesem Jahr nicht mit Geschenken stattfinden können! Hiermit befördere ich dich und alle deine Freunde offiziell zum Weihnachtsobst!“ Freddy Fit hebt eine Augenbraue. „Äh, danke, schätze ich?“, grinst er. Und als die Freunde nun auch endlich ihre eigenen Geschenke öffnen können, meint der Onkel: „Ihr seid wirklich wahre Weihnachtshelden.“

 

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