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Der Wald ist voller wunderlicher Pflanzen und Tiere.

Auf der Suche nach den Erdgeistern

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Ein Achtsamkeitstipp von Cornelia Reindl.

Auf der Suche nach den Erdgeistern

Der Wald ist voller wunderlicher Pflanzen und Tiere. Dort leben auch die Erdgeister, oder zumindest erzählt man sich das, denn es ist äußerst schwierig, so einen scheuen Erdgeist zu Gesicht zu bekommen. Vielleicht gelingt es dir mit diesen Tipps:

Neulich war ich im Wald spazieren. Es war ein recht feuchter und nebliger Tag und so hatte ich zuerst lieber daheimbleiben und es mir auf dem Sofa gemütlich machen wollen. Ein unbestimmtes Gefühl trieb mich schließlich doch nach draußen und ich spazierte dick eingepackt meine übliche Runde. Durch einen dunklen Wald führt ein verschlungener Weg auf eine moosbedeckte Anhöhe, auf der man im Sommer herrlich spielen, lesen oder ein Picknick machen kann und von dort geht es schnurstracks wieder ins Dorf hinunter. An diesem Tag war kaum jemand unterwegs und das war vermutlich mein großes Glück: ich habe nämlich zum ersten Mal einen Erdgeist gesehen.

Diese kleinen Waldbewohner sind sehr scheu und halten sich gut versteckt. Sie sorgen unbemerkt dafür, dass den Menschen im Wald nichts passiert. Zerren heruntergefallene Äste aus den Baumkronen, damit sie uns nicht auf den Kopf fallen, wenn wir darunter vorbeigehen. Ermahnen den stürmischen Wind dazu, laut zu Heulen, wenn er richtig stark werden will, damit wir wieder umkehren, bevor es im Wald zu gefährlich wird. Manchmal treiben sie einen kleinen Schabernack mit Waldbesuchern und lassen ihnen mal eine Eiche, mal einen Tannenzapfen vor die Füße fallen. Dann verschwinden sie blitzschnell wieder, so dass die Menschen meist ein Eichhörnchen oder einen Vogel im Verdacht haben, der gerade durch die Baumwipfel huscht.

So ein Erdgeist ist ungefähr so groß wie der Stiefel eines Erwachsenen und es gibt für uns Menschen zwei Schwierigkeiten, warum wir sie so selten zu sehen bekommen. Neben der Tatsache, dass sie von Natur aus scheu sind, ist es sehr schwierig, einen Erdgeist zu erkennen, wenn wir ihn sehen. Das hat damit zu tun, dass es keinen Erdgeist gibt, der dem anderen gleicht. Manche tragen schwere Mäntel aus Moos oder lange hellgraue Bärte, die sich kaum von Baumflechten unterscheiden lassen. Andere sehen eher aus, wie eine knorrige Wurzel und nur wer ganz genau hinsieht, erkennt ihr Gesicht. Eine ganz andere Art der Erdgeister haben gar keine Arme oder Beine wie wir Menschen. Sie können ihre Form komplett verändern, wie ein beweglicher dunkler Schatten, so groß wie eine Handfläche. Die bekommt man allerdings leichter zu Gesicht. Wer zu Frühlingsbeginn an einem Bach vorbekommt, der begonnen hat, unter dem Eis zu tauen, kann beobachten, wie diese Geister blitzschnell unter dem Eis hindurchhuschen. Wer das Eis mit ein bisschen Geduld beobachtet, wird sie bestimmt entdecken!

 


Der zweite Grund, warum wir Erdgeister nur entdecken können, wenn wir ganz leise und aufmerksam sind, ist ihre Kunst, zu verschwinden. Das tun sie auf unterschiedliche Art und Weise. Erdgeister können nämlich wahnsinnig lange bewegungslos verharren. Sie atmen nicht, wie wir Menschen, in den Bauch, der sich hebt und senkt. Sie können in Zeitlupe durch ihren ganzen Körper Luft holen, ohne dass sie sich einen Millimeter bewegen, ohne den winzigsten Laut. Wenn sie nicht gesehen werden wollen, stellen sich manche Erdgeister also einfach starr und warten, bis neugierige Waldbesucher vorübergezogen sind, bevor sie sich wieder bewegen.

Eine andere Sorte Erdgeister, verwandt mit den Klabautermännern, die auf den Weltmeeren ihren Schabernack treiben, machen sich einfach ganz unsichtbar, wenn ein Mensch sie direkt ansieht. So ein Exemplar muss es gewesen sein, welches ich an jenem Nebeltag im Wald zu Gesicht bekam. Ganz plötzlich und überraschend, ich trottete in Gedanken versunken vor mich hin, tauchte etwas Ungewöhnliches in meinem Augenwinkel auf. Ein rotbrauner Haarschopf, ein runzeliges Gesicht mit wachen, schwarzen Knopfaugen und einer krakeligen Nase lugten hinter einer dicken Buche hervor, in einem grünen Wollumhang und mit dürren Beinen. Ich versuchte ganz fest, meiner Neugier zu widerstehen und einfach still abzuwarten was geschehen würde. Aber ich hielt es doch nicht aus und blickte direkt zu der dicken Buche hinüber. Das Unvermeidliche geschah – zack, der Erdgeist löste sich in Luft auf, noch bevor ich ihn mir richtig ansehen konnte!

Ich rieb mir die Augen, aber es war zu spät. Der Erdgeist hatte sich unsichtbar gemacht und war vielleicht schon lautlos im Unterholz verschwunden. Hatte mir mein Blickwinkel einen Streich gespielt? An der dicken Buche war definitiv keine Spur eines roten Schopfes zu entdecken und dabei hatte ich ihn wenige Sekunden zuvor noch genau gesehen. Ich seufzte und ging meines Weges, nicht ohne mich noch zwei, drei Mal umzudrehen in der Hoffnung der kleine Wicht hätte doch Lust bekommen, mir etwas aus seinem abenteuerlichen Waldleben zu erzählen. Aber der scheue Erdgeist ließ sich nicht mehr blicken.

Seither halte ich bei jeder Runde im Wald heimlich Ausschau nach dem geheimnisvollen Wesen. Wahrscheinlich ist genau dies der Grund, warum ich ihn nie wieder gesehen habe, denn diese Erdgeister kann man nicht entdecken, wenn man bewusst danach sucht. Nur wenn man ganz viel Glück hat, haben sie den Waldbesucher nicht schnell genug entdeckt und man kann sie ein paar Momente aus dem Augenwinkel beobachten. Diejenigen, die sich starr stellen, kann man leichter entdecken. Bei diesen Exemplaren kann man nur nie ganz sicher sein, ob es sich um einen echten Erdgeist handelt oder um eine moosbedeckte Wurzel. Das ist ja das Geheimnisvolle daran, nicht wahr? Gut ist es auf jeden Fall, zu wissen, dass die Erdgeister uns wohlgesonnen sind und uns vor Gefahr beschützen wollen.

Tipps zum Entdecken von Erdgeistern im Wald:

  • Sucht euch einen eher trüben Tag mit etwas Nebel für eure Entdeckungsreise aus. Das Wetter mögen die Erdgeister am liebsten.
  • Geht mit aufmerksamen Schritten, mit gespitzten Ohren und mit geschärftem Blick durch den Wald. Vor rennenden und lauten Waldbewohnern verstecken sich die Erdgeister besonders schnell!
  • Achtet darauf, die Verpackung eures Müsliriegels und alles Andere, was ihr mitgebracht habt, wieder einzupacken. Müll im Wald nehmen die Erdgeister nämlich äußerst übel!
  • Bleibt ab und zu stehen, lauscht auf außergewöhnliche Geräusche und beobachtet eure Umgebung ganz genau. Wo würdet ihr euch verstecken, wenn ihr ein Erdgeist wärt? Entdeckt ihr eine interessante Wurzel, ein Schlupfloch, vielleicht sogar eine kleine Höhle?

Hier erfahren Sie mehr über CORNELIA REINDL …

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