Ein Achtsamkeitstipp von Cornelia Reindl.
Die Reise des Lichts.
Licht bedeutet Leben und unser Sonnenlicht legt jedes Jahr aufs Neue eine faszinierende Reise zurück. Kommst du mit, sie zu entdecken?
„Ui, wie das blendet!“, quietscht Marlene vergnügt als sie mit Anton die Haustür öffnet. Die Mama schiebt den Buggy, für später müde Spaziergangskinder, hinterher und staunt auch, wie hell die Sonne heute strahlt. Mit den ersten Schritten ins Licht legt sich eine wohlige Wärme auf die Kleidung. Mama hat glücklicherweise an Sonnenbrillen für die beiden Räuber gedacht und die Sonnenrunde kann losgehen!
Die Sonne ist das älteste, hellste und stärkste Licht, das wir kennen. An ihrer Oberfläche ist sie 5.000 Grad heiß, ein Kaminofen erreicht im Vergleich ungefähr 500-600 Grad. Gut, dass die Hitze auf dem langen Weg zur Erde ganz schön abkühlt und wir – bei schönem Wetter – vor allem ihre Helligkeit den ganzen Tag genießen können. Sonnenlicht macht uns nicht nur fröhlich, sondern zaubert auch so richtig Energie in unseren Körper. Bei viel echtem Licht produziert die kleine Fabrik in unserem Körper, die dafür sorgt, dass es uns gut geht, Stoffe für Glücksgefühle, die heißen Serotonin. Außerdem verkleinert das Sonnenlicht die Menge der Stoffe für Motzlaune und Trägheit, die heißen Melatonin.
Marlene und Anton haben offensichtlich schon ordentlich Glücks- und Powerstoffe gebildet und sind inzwischen im lichtdurchfluteten Wald angekommen. Hier gibt es so viel zu entdecken! Das Bächlein glitzert so aufregend in der Sonne, da werden sofort kleine Rindenschiffchen gebaut und auf ihrer Reise durch die Wellen ein Stück begleitet. Anton entdeckt ein großes Blatt, das sich scheinbar extra in die Sonne gedreht hat und staunt nicht schlecht. Auf dem beleuchteten Blatt ist eine wildverzweigte Landschaft winziger grüner, gelblicher und sogar rötlicher Adern zu sehen! Die Sonne wirkt ja wie ein Röntgengerät!
Nicht immer erreicht uns gleich viel von dem, was wir Tageslicht nennen, denn über das Jahr legt die Sonne eine beachtliche Reise zurück. Deswegen sagen wir im Frühling, die Tage werden länger und im Herbst werden sie kürzer, obwohl jeder Tag natürlich 24 Stunden hat. Nur an genau zwei Tagen im Jahr dauert das Tageslicht haargenau gleich lang wie die Dunkelheit der Nacht. Der erste dieser Tage ist am 20. (oder 21.) März, an dem laut Kalender auch der Frühling beginnt. Natürlich haben meistens schon lange vorher die Krokusse und Veilchen ihre Köpfe aus der immer wärmer werdenden Erde gestreckt. Nach dieser Tagnachtgleiche übernimmt also die Helligkeit das Ruder und die brauchen die Pflanzen nach dem kalten Winter auch ganz dringend zum Wachsen. Marlene ist mit ihrer scharfen Beobachtungsgabe meistens die erste, die kleine Knospen an den Sträuchern entdeckt oder sogar die ersten Palmkätzchen. Jetzt dauert es nicht mehr lange bis sich auf den Wiesen ein buntes Blütenmeer ausbreitet!
Immer länger werden die Tage bis zum Mittsommer, dem 21. Juni. Das ist der längste Tag des Jahres und in vielen Kulturen wird dieser Anlass mit einem großen Feuer gefeiert. Besonders hübsch sind an diesen Sommertagen spontane, warme Regenschauer, die einen Regenbogen an den Himmel zaubern. Der macht, dass auch wir Menschen die wunderbaren Farben des Lichts sehen können. Meistens sehen wir Licht als weiß oder hellgelb, in Wirklichkeit ist Licht aber bunt. Wenn sich das Licht an den Tagesrändern buchstäblich bricht, gibt es ein Morgen- oder Abendrot, das den ganzen Tag in allen rosa, rot und Lilatönen erstrahlen lässt. Eine andere Art Sonnenlicht ist für uns sogar unsichtbar und taucht auch nicht im Regenbogen auf. Das sind die Sonnenstrahlen, die auf unserer Haut Sonnenbrand auslösen, wenn wir nicht gut aufpassen.
Anton steht inzwischen ganz konzentriert auf einer kleinen Waldlichtung und hält sein Gesicht ein paar Augenblicke in die Sonne. Mit geschlossenen Augen sieht das Licht der Sonne leuchtend orange aus. Anton stellt sich vor, er würde in einem so schön leuchtenden Meer baden und speichert sich diese Erinnerung ganz fest für den nächsten Regentag mit Motzlaune.
Die Physiker sagen, Licht besteht aus unsichtbaren Wellen, ungefähr so, wie auch die Stimmen aus dem Radio als Wellen zu uns kommen. Lichtwellen sind die schnellsten Wellen mit 300.000 km pro Sekunde – nichts ist schneller als Licht! Die Reise der Sonne im Jahreskreislauf geht weiter und am 21. September sind Tag und Nacht zum zweiten Mal im Jahr gleich lang. Wir merken, dass die Schatten länger werden, das Licht färbt sich golden. Kaum haben wir uns dann am Winteranfang ein kleines bisschen auf weniger Licht eingestellt, beginnt nach dem 21. Dezember die Jahresreise des Lichts erneut und die Tage werden wieder länger. So richtig spüren wir das dann ab Ende Januar und merken, wie so langsam der Winterschlaf aus unseren Gliedern fährt und wir, so wie Marlene und Anton raus ins Licht wollen, egal wie kalt es vielleicht noch ist.
Egal, an welcher Stelle im Jahreskreis wir stehen, Licht tut uns immer gut und ist etwas Besonderes. Das helle Sommersonnenlicht, das weiche Frühlings- und Herbstlicht und auch die Wintersonne, die wir ganz intensiv genießen, weil wir sie weniger oft sehen. Gerade in den Wintertagen sind solche Erinnerungen wie Anton sie gespeichert hat, im wahrsten Sinne des Wortes Gold wert!
Diese Sonnenreise gilt übrigens für die Nordhalbkugel, auf der wir leben. Es ist die Reise der Sonne, die dafür sorgt, dass bei uns von Dezember bis Februar Winter herrscht und im Juni bis August Sommer. Auf der anderen Seite des Globus erleben die Kinder die Jahreszeiten genau andersherum. Im Dezember ist es heiß und die ganze Familie badet im See und macht Grillfeste. Irgendwo ist also immer Sommer …
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Zum Abschluss: Die Kerze für etwas Mutigere
Kennen Sie die ‚Kerze‘ noch aus dem Turnunterricht aus Ihrer Schulzeit? Für diese Kerzenvariante braucht es ein klein wenig Übung, Ihre Muskulatur sollte bereits gedehnt und aufgewärmt sein. Legen Sie sich dazu (bitte auf eine Turnmatte oder einen rutschfesten Teppich) auf den Rücken, heben Sie Ihre Beine in die Luft, legen Sie Ihre Hände an die Hüften und strecken Sie sich so langsam und kontrolliert nach oben bis Ihre Füße, Beine, Hüfte und unterer Rücken eine gerade Linie bilden. Ihr Körpergewicht ruht auf Ihren Ellbogen und den Schulterblättern. Machen Sie das Ganze nur soweit Sie sich wohlfühlen. Ihre Kinder werden Ihnen vermutlich zeigen, wie leicht das geht und gleich noch einen Purzelbaum und ein Rad hinterher schlagen 😉 Achten Sie darauf, dass Sie nur so lange in dieser Position bleiben, wie es Ihnen guttut und rollen Sie sich dann langsam, Wirbel für Wirbel, wieder nach unten. Eine Variante dieser Übung ist das ‚Teelicht‘. Heben Sie Ihre Beine senkrecht in die Luft und winkeln Ihre Fußgelenke an, so, dass Sie eine Schüssel Äpfel auf Ihren Fußsohlen abstellen könnten. Ihr Rücken bleibt fest auf dem Boden. Bei beiden Varianten darf fleißig von innen geleuchtet werden und auch im Raum ist es schön, wenn dazu eine Kerze brennt!