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Kuh und Schuh
auf Du und Du

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Ein Achtsamkeitstipp von Cornelia Reindl.

Sommerzeit ist Bergzeit und bei einer Wanderung durch die Almwiesen führt uns der Weg schon auch mal durch eine Kuhweide.

Und so kann es einem dabei gehen …

Die Sonne scheint warm, der holzige Duft der Nadelbäume hängt uns in der Nase. Eine schöne Runde durch den Bergwald war das mit meiner Freundin Isabel. Wir lassen die Wanderung auf einem sonnigen Bankerl ausklingen. Unser Sitzplatz befindet sich mitten auf einer Kuhweide, das Schild am Gatter hat uns darauf hingewiesen. Anfangs ist die Wiese leer, aber schon nach wenigen Minuten erklingen die Glocken der Kühe. In sommerlichem Übermut galoppieren ein paar Jungtiere aus dem Pferch. Die große Weide füllt sich schnell, die Tiere bleiben jedoch auf Abstand.

Nach kurzer Zeit nähert sich eine große Kuh unserer Bank und schnuppert neugierig am Bein von Isabel. Gleich trottet sie weiter und kratzt sich am nächsten Baum erstmal ordentlich den Kopf. Wir beide unterhalten uns noch weiter, als sich plötzlich Isabels Augen überrascht weiten und sie ruft: „Conny, hinter dir, die Kuh!“ Schon steckt die Schnauze der felligen Dame mitten in meinem Rucksack, aber nicht lange, denn sie entdeckt entzückt meine Turnschuhe. Die habe ich nämlich mitsamt den Socken zur Entspannung ausgezogen. Die Felldame, ich nenne sie mal Alma, ist gleich hellauf begeistert von den türkisenen Tretern und untersucht sie sogleich ausgiebig mit ihrer großen Zunge. Der Schuh wandert dabei immer weiter unter die Bank, auf der ich ja noch sitze, mittlerweile mit angezogenen Beinen und Almas Kopf direkt davor.


Das ist mir bei aller Sympathie unter Damen eindeutig zu viel Tuchfühlung. Um ein bisschen Abstand zu gewinnen und weil ich nicht genau weiß, was sonst jetzt gerade schlau wäre, angle ich mir ganz vorsichtig den Schuh und werfe ihn ein Stück vor der Bank ins Gras. „Prima, meins!“ denkt sich die Felldame wohl, und rollt den mittlerweile gut feuchten Schuh vor sich her, um ihn weiter von allen Seiten intensiv zu erforschen. Ich brauche meinen Schuh aber für den Heimweg.

Ganz ruhig bleiben, heißt jetzt die Devise. In einem guten Sicherheitsabstand gehe ich um das Tier herum, so dass sie mich immer sehen kann. Alma nimmt mich wahr und weicht ein paar Schritte zurück. So nehme ich mir ganz langsam den Schuh, ohne sie zu verschrecken. Alma guckt mir hinterher, wohl ein bisschen enttäuscht über ihren verlorenen Schatz. Schnell habe ich den Schuh angezogen und meine Freundin und ich sind losmarschiert. Almas Liebe zum Schuh war glücklicherweise nicht so groß, dass sie uns gefolgt wäre, das Gras ist halt doch saftiger. Wir durch das Gatter, Gatter zu, Ende gut, alles gut.

Isabel und ich haben noch viel nachgedacht über diese Begegnung mit Alma. Wie hätte das Zusammentreffen mit der Kuh ausgehen können und haben wir uns richtig verhalten? Wann und vor allem wie ist es okay, eine Weide zu kreuzen und wann sollte man es lieber bleiben lassen? Wann fühlen sich Kühe bedroht, möchten sich und ihr Gelände verteidigen? Im Nachhinein betrachtet, hätten wir die Weide verlassen sollen, als die Tiere sie betreten haben.

Kühe sind in der Regel friedliche Tiere und sind nicht auf Stress aus, wenn man sie in Ruhe lässt. Unfälle können sich dann ereignen, wenn sich die Tiere von den Menschen beunruhigt oder gar bedrängt fühlten. Kommt man ihnen zu nahe oder verhält man sich aus Sicht der Tiere unerwartet, zum Beispiel beim Fotografieren mit einem Gerät, das den Tieren fremd ist, kann deren Ruhe schnell in Anspannung umschlagen. Insbesondere Hunde machen die Tiere nervös, weil die Kuh den Hund aus einem Urinstinkt mit dem Wolf assoziiert und die Muttertiere ihre Kälber vor der Gefahr eines Raubtiers beschützen wollen.

Tipps für ein entspanntes Wandervergnügen - ohne Gefahr für die ganze Familie

  • Erkundigen Sie sich vorher gut über den Wanderweg. Führt er über eine Weide? Gibt es Alternativen? Wenn Sie ein ungutes Gefühl haben, weichen Sie lieber auf einen anderen Weg aus, es gibt so viel zu entdecken!
  • Halten Sie größtmöglichen Abstand zu den Tieren und achten Sie auf Hinweisschilder, wenn Sie doch eine Weide durchqueren müssen. Insbesondere, wenn Kälber mit auf der Weide sind, werden die Tiere leicht nervös, je näher man ihnen kommt.
  • Durchqueren Sie die Weide zügig. Bleiben Sie auf dem Weg und falls Tiere den Weg versperren, umgehen Sie sie mit größtmöglichem Abstand. Wenn es ein Gatter gibt, nutzen Sie es und verschließen Sie es wieder gut.
  • Mit Hund sollten Sie Wege über Freiweiden vermeiden und wenn es gar nicht anders geht, dann mit dem Hund eng an der Leine und in größtmöglichem Abstand zu den Tieren. Sollte eine Kuh in Verteidigungsposition gehen, leinen Sie den Hund sofort ab, um sich selbst zu schützen.
  • Bitte keine Kuh-Selfies! Drehen Sie einer Kuh in nächster Nähe nicht den Rücken zu, um ein Foto zu machen (egal was andere Menschen in den sozialen Medien posten).
  • Weidetiere sind kein Streichelzoo. Widerstehen Sie zu Ihrer eigenen Sicherheit der Verführung, Kühe zu streicheln oder sie zu füttern.
  • Bleiben Sie ruhig und respektvoll. Wenn sich ein Tier nähert, weichen Sie aus. Weidetiere sind von sich aus nicht auf Kontakt mit Menschen aus.

Wie gesagt, Kühe sind friedvolle Tiere. Sie möchten, wie Sie und Ihre Familie das satte Gras und die Sonne der Berge genießen. Beobachten Sie die hübschen Tiere aus der Ferne und sie werden das Gleiche tun. Ganz entspannt und gefahrlos. Das gilt für alle Tiere auf Freiweiden, zum Beispiel für Schafe und Pferde.
Meine Freundin und ich haben jedenfalls beschlossen, dass wir unser Sonnenbad beim nächsten Mal außerhalb der Weide genießen. Sicher ist sicher, denn die Kuh will ja auch ihre Ruh‘.
Miteinander sicher auf Österreichs Almen

Hier erfahren Sie mehr über CORNELIA REINDL …

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