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Uralte Freunde entdecken.

Wer ist auch mit über 1.000 Jahren noch taufrisch?

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Ein Achtsamkeitstipp von Cornelia Reindl.

Wer ist auch mit über 1.000 Jahren noch taufrisch?

Sie sind überall und doch nehmen wir das Wunder, dass es sie gibt, oft nicht so bewusst wahr. Die grünen Riesen, die überall auf unserer Erde stehen, versorgen uns seit vielen Jahrzehnten und oft Jahrhunderten mit Sauerstoff, schenken uns Schatten und produzieren leckere Früchte, die wir uns gern schmecken lassen. Unter ihnen gibt es außergewöhnliche Exemplare, deren Lebensort seinen ganz eigenen Zauber besitzt.

Martha hat einen ganz besonderen Freund. Er ist nicht besonders gesprächig, erzählt aber doch unzählige Geschichten aus hunderten von Jahren. Er besitzt mehr Ringe als man zählen kann, obwohl er noch nie verheiratet war. Im warmen Sommer ist er dicht gekleidet und im eiskalten Winter ganz nackt. Er trägt eine stolze Krone und steht doch barfuß auf der bloßen Erde. Schon über 1.000 Jahre hat er auf dem Buckel und ist trotzdem noch taufrisch! Wer kann das sein? Na, habt ihr es erraten?

Richtig, Marthas Freund ist ein Baum! Genauer gesagt eine alte Eiche. Sie steht am Rand des kleinen Dorfes, in dem Martha mit ihren Eltern wohnt, auf einem Hügel, gleich um die Ecke des Hofes von Opa Alois. Mit dem geht Martha oft den Baum besuchen und sie machen es sich auf der Bank unter der Eiche gemütlich. Dann erzählt Opa die Geschichten, die der Baum schon erlebt hat. Wie die beiden haben hier viele Menschen zuvor den Schatten des Baumes für eine Rast geschätzt. Bauern bei der Heuernte, Liebespaare, Wanderer auf der Durchreise.


So alt wie die Eiche ist, hat sie schon den Rittern auf ihren langen Streifzügen durch das Land Schutz geboten. Es wird sogar vermutet, dass bereits die Römer an dem damals noch jungen Baum vorbeimarschiert sind … Was die Eiche wohl so alles erzählen würde, wenn sie sprechen könnte?

Wenn auch nicht in der Sprache der Menschen, so kann die alte Eiche doch kommunizieren. Nicht umsonst ist sie so alt geworden, erklärt Opa Alois an einem sonnigen Frühlingstag, als Martha und er wieder einmal unter der Eiche sitzen. Um die Eiche herum blühen überall bunte Blumen und am Fuß des Hügels beginnt der Wald. Vor einigen Jahrzehnten hatte eine Borkenkäferplage dem Wald schlimmen Schaden zugefügt. Es waren einfach zu viele Käfer auf einmal, die sich über die saftige Rinde hergemacht haben. Die Eiche hat das unbeschadet überstanden und vielleicht lag es daran, dass sie vorgewarnt wurde. Bäume, so erklärt Opa Alois, kommunizieren über ihre Wurzeln. Wenn Gefahr im Anmarsch ist, tauschen sie untereinander chemische Stoffe aus und der Eiche ist es vermutlich gelungen, rechtzeitig einen anderen Hilfsstoff zu produzieren, der den Borkenkäfern nicht so gut geschmeckt hat. So haben sie die Eiche in Frieden gelassen. „Was der Opa alles weiß!“, schwärmt Martha, als sie ihren Eltern beim Abendessen davon erzählt.

Opa Alois ist überhaupt ein richtiger Kenner, wenn es um Bäume geht. An seinem Scheunentor hängt ein magischer Ast an dem er sehen kann, wie das Wetter in den nächsten Tagen wird. Das Fichtenästlein hebt seinen Seitenast in die Höhe, wenn das Wetter schön wird und lässt ihn hängen, wenn die Aussichten regnerisch und trüb sind. Gerade ragt das Ästchen nach oben und gemeinsam schauen die beiden in der Wetterapp nach: für die nächsten Tage ist tatsächlich Sonnenschein angesagt, staunt Martha. Opa erklärt ihr, die Fichte sei ein besonders wetterfühliger Baum und eigentlich ist die Bewegungsrichtung der Äste umgekehrt: Fichten recken bei feuchten Wetteraussichten ihre Äste Richtung Himmel und bei schönem Wetter lassen sie sie sinken. Darum steht das Fichtenästlein an Opas Scheunentor auf dem Kopf! Früher, als es noch keine Apps gegeben hat, war das Naturbarometer sehr wichtig für die Heuernte der Bauern, erzählt Opa Alois mit glänzenden Augen: „So wussten wir immer, ob es ein paar Tage schön bleiben wird, damit das gemähte Gras auch richtig trocknet, bevor es im Stadel monatelang gelagert wurde.“

Martha liebt den Platz bei der alten Eiche sehr und ist alt genug, auch allein dort hinzuspazieren. Sie hat viel über alte Bäume gelesen und herausgefunden, zum Beispiel, dass es allein in der Steiermark um die 600 Bäume gibt, die zum Naturdenkmal ernannt wurden, weil sie so alt sind, dass man es sich kaum vorstellen kann. Die „2000-jährige Linde von Übelbach“ ist vermutlich ein paar hundert Jahre jünger und hat einen Stammumfang von stolzen 15 Metern. Schon in uralten Aufzeichnungen wird von dem Baum berichtet, dass er als Orientierungspunkt für die Römer galt. Oder eine Verwandte von Marthas Eiche, die Eiche in Bad Blumau mit geschätzten 1.000 Jahren Lebensalter und damit vermutlich die älteste Eiche in Europa. Es braucht ungefähr vierzehn Kinder, um ihren Stamm ganz zu umfassen!

Wie schön zu wissen, denkt Martha bei sich, dass andere Menschen auch solch wunderbare Bäume in ihrer Nähe haben, und wünscht sich, dass sie auch ihre alten Freunde so schätzen wie sie selbst ihre Eiche. Heute hat Martha etwas Besonderes vor, denn Opa Alois hat bald Geburtstag. Martha hat Wachsmalkreiden und Papier mitgebracht, um einen Rindenabdruck der Eiche anzufertigen. Mit Papa hat sie schon einen Rahmen dafür ausgesucht – da wird der Opa bestimmt staunen. Schon macht sie sich an die Arbeit und während das Blätterdach über ihr im Wind rauscht und Martha mit den Füßen in den trockenen Eicheln vom Vorjahr raschelt, ist sie sich sicher, dass es für sie und Opa Alois keinen besseren Baumfreund geben kann als ihre Eiche.

Tipps, wie du Baumfreunde besser kennenlernen kannst:

  • Fertige einen Baumabdruck an: dazu brauchst Wachsmalkreiden und ein dickeres Blatt Papier (oder weißen Tonkarton). Lege das Blatt auf die Rinde und schraffiere mit einer Wachsmalkreide darüber – zu zweit geht das noch leichter. Bitte achte darauf, dem Baum zuliebe nicht direkt auf die Rinde zu malen und lass die Kreide über das Papier gleiten, ohne zu drücken. Mit ein bisschen Übung bekommst du so eine „Kopie“ der Rinde. Du kannst auch Kopien von unterschiedlichen Bäumen anfertigen und die Rindenmuster vergleichen.
  • Welche besonderen Bäume kennst du? Große oder besonders kleine? Dicke oder dünne? Laubbäume oder Nadelbäume? Manche Nadelbäume kann man kaum unterscheiden, zum Beispiel Fichte und Tanne. Da hilft es, mal die Nadeln zu ertasten mit einem Merksprüchlein: Die Fichte sticht, die Tanne nicht!
  • Setz dich mal eine Weile unter einen Baum und beobachte: Was siehst du? Was hörst du? Was bewegt sich auf dem Baum und drumherum? Wenn du Glück hast, entdeckst du einen lustigen Käfer oder es huscht ein Eichhörnchen durch die Zweige!

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