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Die zehn unantastbaren Rechte des Lesers

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Die zehn unantastbaren Rechte des Lesers und wie meine Kinder sie mir beigebracht haben

Zum ersten Mal begegneten mir die Rechte des Lesers während meiner Lehre als Buchhändlerin in Salzburg.
Eine liebe Kollegin und Freundin erzählte mir von diesen zehn Forderungen des französischen Autors Daniel Pennac. In seinem Buch “Wie ein Roman“ stellt er sich auf die Seite des geneigten Lesers und gesteht ihm folgende immerwährenden Rechte zu:

  1. Das Recht, nicht zu lesen
  2. Das Recht, Seiten zu überspringen
  3. Das Recht, ein Buch nicht zu Ende zu lesen
  4. Das Recht, noch einmal zu lesen
  5. Das Recht, irgendwas zu lesen
  6. Das Recht auf Bovarysmus (also das Gelesene mithilfe der Fantasie real werden zu lassen)
  7. Das Recht, überall zu lesen
  8. Das Recht, herumzuschmökern
  9. Das Recht, laut zu lesen
  10. Das Recht, zu schweigen

Ohne zu zögern stimmte ich all diesen Forderungen zu. Und doch tat ich mir ungemein schwer diese Rechte auch für mich gelten zu lassen. Denn, wie wohl viele von uns, hatte ich den Anspruch an mich selbst, etwas Begonnenes auch zu Ende zu bringen und konzentriert und anständig an eine so ehrwürdige Sache wie das Lesen heranzugehen. Und dabei bemerkte ich gar nicht, was mir durch diese Steifheit im Umgang mit Büchern eigentlich alles entging.

Das wurde mir erst bewusst, als ich durch das Lesen mit meinen zwei Kindern einen neuen Zugang zu Büchern fand. Natürlich wünschte ich mir als Mutter, dass meine Liebe zu Büchern auch auf die Kleinen übergehen würde. Jedoch wollte ich sie nicht dazu drängen, sondern lediglich ermutigen Bücher zu entdecken und so ließ ich sie relativ frei damit umgehen. Ja, ich ließ auch mich im Umgang mit den Büchern von ihnen leiten und gerade dadurch wurde ich auf den Zauber von Pennacs Rechten für den Leser aufmerksam.


Manchmal ist es eben lustiger „Pippi in Taka-Tuka-Land“ einfach nur durchzublättern, um sich die bunten Bilder genau anzusehen (Das Recht, nicht zu lesen). Und wenn man dabei auf einen Hai stößt, ist es doch nur logisch, dass man wissen will was der da tut. Also springt man beim Vorlesen kurzer Hand mal von Kapitel zwei zu Kapitel acht (Das Recht, Seiten zu überspringen). Bei „Pu der Bär“ hingegen ging das Interesse schon beim zweiten Kapitel verloren, also wurde es bis auf Weiteres mal zur Seite gelegt (Das Recht, ein Buch nicht zu Ende zu lesen). Mit den Abenteuern von Michel aus Lönneberga verhält es sich hingegen ganz anders. Die haben es unserem kleinen Lausebengel so angetan, dass wir sie inzwischen dreimal gelesen haben (Das Recht, noch einmal zu lesen). Wer nun denkt, dass wir über einfache Bilderbücher also schon hinaus sind, hat weit gefehlt. Denn zu den genannten Klassikern gesellen sich genauso Pappbücher wie die „Heule Eule“, der Band „Bei den Römern“ aus der Wieso? Weshalb? Warum? Reihe, das Wimmelbuch des Tiergarten Schönbrunn und natürlich Pixi-Bücher aller Art (Das Recht, irgendwas zu lesen).

Das Interesse für die Römer ist übrigens eine Begleiterscheinung der besonderen Leidenschaft für Papas Asterixhefte. Und diese Hefte werden durch die Kraft der Fantasie zum Leben erweckt, weshalb bei uns regelmäßig im Wohnzimmer gegen Römer gekämpft und am Waschbecken Zaubertrank zubereitet wird (Das Recht auf Bovarysmus). Und muss man sich dann doch wieder der banalen Realität in Form von Essen oder Zähneputzen widmen, kann man sich diese sauren Pflichten durch das Blättern in einem Buch versüßen (Das Recht, überall zu lesen).

Ein von mir besonders geliebter Anblick sind meine beiden Kleinen knieend vor dem Bücherregal, wo sie Buch um Buch in die Hand nehmen, um zu prüfen, ob eben dieses gerade gelesen werden will, was natürlich auch zu einem von Büchern übersäten Boden führt, aber das nehme ich gerne dafür in Kauf (Das Recht, herumzuschmökern). Und ist gerade kein Vorleser da, schnappt man sich ganz einfach ein bereits gut bekanntes Buch und liest es sich selbst vor. Daher ist es nicht weiter verwunderlich, wenn es mal durchs Haus schallt „Du schnarchst, Schubert!“ (Das Recht, laut zu lesen). Weit häufiger werden die Bücher jedoch zum Ruhehafen für meine zwei Zappelphilippe. Denn nach einer wilden Runde spielen tut es richtig gut, einfach mal Buch um Buch in Stille durchzublättern und zu genießen (Das Recht, zu schweigen).

Dieser ungezwungene Umgang befreit Bücher von der ihnen zugeschriebenen Steifheit und verwandelt die Welt des Lesens in einen mollig weichen Wunderteppich. Einen Wunderteppich zum Ruhen und Rasten genauso wie zum Reisen in ferne Länder und verrückte Geschichten. Einen Wunderteppich zum Lachen, Weinen, Kuscheln und Krafttanken. Einen Wunderteppich der Geborgenheit, den ich richtig genieße und den ich ohne meine zwei Bücherwürmer wohl nie entdeckt hätte!

Warnung: Der ungezwungene Umgang mit Büchern kann zu Bücherbergen, eingerissenen Seiten, verschmutzten Buchdeckeln und Büchern an jedem Fensterbrett führen. Daher ist es entscheidend, besonders geliebte Stücke außer Reichweite zu bringen und sich mit dem Nachwuchs auf Benutzerregeln zu einigen, die mit dem eigenen Buchbeschützungsinstinkt vereinbar sind!

 

Genannte Bücher:

  • Daniel Pennac, Wie ein Roman. Köln, 2004
  • Astrid Lindgren, Pippi in Taka-Tuka-Land. Hamburg, Oetinger 2008
  • Milne, Pu der Bär. Gesamtausgabe. Hamburg, Dressler 1989
  • Astrid Lindgren, Immer dieser Michel. Hamburg, Oetinger 1972
  • Paul Friester / Philippe Goossens, Heule Eule. Zürich, NordSüd 2004
  • Andrea Erne / Wolfgang Metzger, Bei den Römern. Wieso? Weshalb? Warum?
    30. Ravensburg, Ravensburger 2012
  • Heiko Wrusch, Mein Tiergarten Schönbrunn. Köln, Bachem 2018
  • Zachariah Ohara, Du schnarchst, Schubert! Zürich, NordSüd 2015

 

Hier erfahren Sie mehr über TABEA LEPUSCHITZ …

 

Dieser ungezwungene Umgang befreit Bücher von der ihnen zugeschriebenen Steifheit und verwandelt die Welt des Lesens in einen mollig weichen Wunderteppich. Einen Wunderteppich zum Ruhen und Rasten genauso wie zum Reisen in ferne Länder und verrückte Geschichten. Einen Wunderteppich zum Lachen, Weinen, Kuscheln und Krafttanken. Einen Wunderteppich der Geborgenheit, den ich richtig genieße und den ich ohne meine zwei Bücherwürmer wohl nie entdeckt hätte!

Warnung: Der ungezwungene Umgang mit Büchern kann zu Bücherbergen, eingerissenen Seiten, verschmutzten Buchdeckeln und Büchern an jedem Fensterbrett führen.
Daher ist es entscheidend, besonders geliebte Stücke außer Reichweite zu bringen und sich mit dem Nachwuchs auf Benutzerregeln zu einigen, die mit dem eigenen Buchbeschützungsinstinkt vereinbar sind!

 

Genannte Bücher:

  • Daniel Pennac, Wie ein Roman. Köln, 2004
  • Astrid Lindgren, Pippi in Taka-Tuka-Land. Hamburg, Oetinger 2008
  • Milne, Pu der Bär. Gesamtausgabe. Hamburg, Dressler 1989
  • Astrid Lindgren, Immer dieser Michel. Hamburg, Oetinger 1972
  • Paul Friester / Philippe Goossens, Heule Eule. Zürich, NordSüd 2004
  • Andrea Erne / Wolfgang Metzger, Bei den Römern. Wieso? Weshalb? Warum?
    30. Ravensburg, Ravensburger 2012
  • Heiko Wrusch, Mein Tiergarten Schönbrunn. Köln, Bachem 2018
  • Zachariah Ohara, Du schnarchst, Schubert! Zürich, NordSüd 2015

 

Fotocredits: Tabea Lepuschitz, unsplash.com

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